Frau entspannt in einer sanften Schmetterlingspose auf der Yogamatte, umgeben von warmem Licht und natürlicher Raumdekoration mit Pflanzen und Textilien.

Shavasana – die Kunst des bewussten Loslassens

Viele Menschen, die Yoga praktizieren, freuen sich am meisten auf den Moment am Ende der Stunde: Shavasana. Man legt sich einfach auf den Rücken, schließt die Augen – und darf endlich entspannen. Für manche ist es der Höhepunkt der Praxis, für andere eine eher „unproduktive“ Zeit, die man gerne überspringen würde. Doch wer tiefer eintaucht, erkennt schnell: Shavasana ist weit mehr als bloßes Ausruhen. Es ist eine bewusste Übung im Loslassen, die genauso wichtig ist wie jede Asana oder Atemtechnik.

 

Was bedeutet Shavasana?

Das Wort „Shavasana“ stammt aus dem Sanskrit und setzt sich aus zwei Teilen zusammen: shava bedeutet „Leiche“ und asana „Haltung“. Übersetzt heißt es also „Leichenhaltung“ oder „Totenstellung“.

Die Symbolik dahinter ist kraftvoll: In dieser Position geben wir alles Tun und jede Anspannung auf. Wir lassen los – von körperlicher Aktivität, von mentalem Festhalten, von Rollen und Erwartungen. Für einen Moment dürfen wir „sterben“, im Sinne eines bewussten Zurückziehens aus dem ständigen Tun, um dadurch tieferes Leben zu spüren.

 

So wird Shavasana praktiziert

Die äußere Form ist simpel:

  • Du liegst flach auf dem Rücken.
  • Die Beine sind etwas geöffnet, die Füße fallen entspannt nach außen.
  • Die Arme liegen locker neben dem Körper, Handflächen nach oben.
  • Die Schultern sinken schwer in den Boden, das Gesicht ist entspannt, die Augen geschlossen.

Doch gerade in dieser Einfachheit liegt die Herausforderung. Anstatt in Gedanken abzuschweifen oder einzuschlafen, geht es darum, bei vollem Bewusstsein in einen Zustand tiefer Entspannung einzutreten.

 

Die Wirkung von Shavasana

  1. Körperlich

In Shavasana beruhigt sich das vegetative Nervensystem. Puls und Blutdruck sinken, die Atmung wird gleichmäßiger. Muskeln können vollständig entspannen, und das parasympathische Nervensystem – unser „Ruhe- und Regenerationsmodus“ – wird aktiviert. Viele berichten danach von einem Gefühl tiefer Erholung, vergleichbar mit einem kurzen, erfrischenden Schlaf.

  1. Mental

Shavasana schafft Raum für innere Stille. Die Gedanken verlangsamen sich, das Gehirn wechselt in entspanntere Frequenzen. Dadurch wird Stress abgebaut, Konzentration und Klarheit nehmen zu. Manche erleben es wie ein Reset für den Kopf.

  1. Energetisch & spirituell

Im Yoga gilt Shavasana als Haltung, in der die Wirkung der gesamten Praxis integriert wird. Alles, was wir zuvor geübt haben – Asanas, Pranayama, vielleicht auch Meditation – kann sich im Körper-Geist-System „setzen“. Wer regelmäßig übt, spürt oft eine tiefe Verbundenheit mit sich selbst und einen Hauch von Transzendenz.

 

Häufige Missverständnisse

„Shavasana ist nur Schlafen“

Viele verwechseln Shavasana mit einem Nickerchen. Doch der Unterschied liegt im Bewusstsein: Während wir im Schlaf die Kontrolle völlig loslassen, üben wir in Shavasana ein waches, präsentes Loslassen.

„Das ist nur die Entspannung am Ende“

Shavasana ist nicht „Belohnung“ oder „Pause“, sondern integraler Bestandteil der Yogapraxis. Ohne diese Phase der Integration bleibt die Wirkung oft oberflächlich.

„Ich kann nicht stillliegen“

Gerade das Unruhig sein zeigt, wie wichtig diese Übung ist. Wer Schwierigkeiten hat, still zu bleiben, übt hier Geduld und Hingabe – Fähigkeiten, die sich auch im Alltag als wertvoll erweisen.

 

Tipps für eine gelungene Praxis

  • Sorge für Komfort: Verwende Decken, ein Kissen unter den Knien oder ein Augenkissen, wenn es dir das Loslassen erleichtert.
  • Wähle einen ruhigen Ort: Je weniger äußere Ablenkung, desto leichter fällt die innere Entspannung.
  • Beginne mit dem Atem: Beobachte bewusst deine Atmung, um schneller in den Zustand der Ruhe zu gleiten.
  • Bleibe wach: Wenn du merkst, dass du einschläfst, vertiefe kurz den Atem oder erinnere dich an deine Präsenz.
  • Gib dir Zeit: Auch wenige Minuten können wohltuend sein, ideal sind jedoch 8–15 Minuten.

 

Warum Shavasana die wichtigste Haltung sein kann

Shavasana erinnert uns daran, dass Yoga nicht in Leistung oder Perfektion liegt, sondern im bewussten Sein. Es ist ein Gegenpol zur Hektik des Alltags, in dem wir oft nur funktionieren. In der Stille dieser Haltung erfahren wir, dass wir nichts tun müssen, um vollständig zu sein.

Viele Yogalehrende betonen, dass Shavasana oft die schwierigste Haltung ist – gerade weil es scheinbar nichts „zu tun“ gibt. Doch wer sie regelmäßig übt, erfährt, dass darin ein Schlüssel zu tiefer Entspannung, innerer Klarheit und vielleicht sogar spiritueller Erfahrung liegt.

 

Fazit

Shavasana ist weit mehr als ein „Schlussakkord“ der Yogastunde. Es ist eine bewusste Praxis des Loslassens, die Körper, Geist und Seele in Einklang bringt. Indem wir uns immer wieder dieser Haltung hingeben, lernen wir, Vertrauen zu entwickeln – in den Körper, in den Atem und ins Leben selbst.

Vielleicht probierst du es gleich aus: Lege dich für zehn Minuten still auf den Rücken, schließe die Augen und schenke dir die Erfahrung, einfach nur da zu sein.

„Wie erlebst du Shavasana? Fällt es dir leicht, loszulassen, oder ist es für dich die größte Herausforderung im Yoga? Teile deine Erfahrung gern in den Kommentaren!“

 

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